Eine gute Frage: was will werden? Eine Prognose ist da wirklich nicht einfach.
Für viele Menschen, die in ein spirituelles Weltbild eingebettet sind, ist die Antwort sehr klar: jetzt kommt die Zeit der Ernte.
All die viele Mühe die wir uns z.T. in sehr schmerzhaften Prozessen gemacht haben, unsere biographischen, systemischen und epochalen Themen zu verstehen und zu erlösen, wird jetzt belohnt. Jetzt biegen wir ein in eine Phase der Erlösung, des Aufbaus, der Manifestation unserer Visionen, Endlich. Und immer mehr Menschen verstehen, dass sie selber Schöpfer sind und insofern (mit-) verantwortlich für das Leben, das sie führen.
Es liegt Aufbruch in der Luft!
Für viele andere ist es einfach nur anstrengend und schwer verständlich, was da gerade um uns und mit uns geschieht: Regeln gelten nicht mehr, Orientierung geht verloren, Systeme brechen zusammen. Thüringen ist da nur ein Beispiel von vielen.
Und natürlich gibt es eine große Gruppe von Menschen „dazwischen“. Auch sie nehmen diese Aufbruchsstimmung wahr und leisten ganz bewusst ihren visionären Beitrag zu unserer neuen Welt, auch sie gestalten mit. Aber sie erleben gerade in diesen Wochen noch einmal so etwas wie Rückschläge, das alltägliche Leben zeigt sich auf vielen Ebenen ganz besonders herausfordernd. Und Viele von uns erleben das als persönliches Versagen.
„Warum bin ich nicht weiter – ich hatte mir doch fest vorgenommen – ich wollte doch immer oder nie mehr…“
Wir sind gerade mit uns selbst, unserem Eigenurteil, mehr als streng. Nur wenn wir unser momentanes Lebensmotto, unser Weltbild, das, was wir gerade für richtig halten und umsetzen wollen, das, wie wir gerne wären zu 1000% umsetzen, sind wir vor unseren eigenen Augen liebenswert. Nur perfekt finden wir Gnade vor uns selbst.
Aber so sehr wir auch diesen persönlichen Perfektionismus für erstrebenswert und notwendig halten: es wird nicht funktionieren.
Nur wenn wir wirklich von ganzem Herzen und ganz tief drinnen akzeptieren, dass wir eben Menschen sind und keine Maschinen, in die man ein Programm reinschiebt und aus denen dann ein gewandeltes Wesen herauskommt, erst, wenn wir alle Ebenen unseres Seins annehmen und leben, erst dann werden wir wirklich etwas verändern. Für uns und damit für die Welt.
Es spielt keine Rolle, ob wir uns als spirituell wahrnehmen oder nicht, ob wir diesen Anspruch an uns haben und vielleicht auch nach außen formulieren – das kann den Druck sogar noch erhöhen.
Egal, wo wir in unserer Bewusstseinsentwicklung gerade befinden, wir bleiben Menschen!
Erst, wenn wir uns in den Momenten unseres (vermeintlichen) Versagens in die Arme nehmen und uns ganz wunderbar und liebenswert finden, so wie wir sind,
oder besser: erst wenn wir es zumindest versuchen, so individuell und wenig perfekt – eben menschlich – wie wir es vermögen, erst dann kann der Schmerz vergehen und die Sehnsucht ein Ende haben.
Wenn wir tatsächlich diesen Weg gehen, holperig, mutig, manchmal verzagt, euphorisch, erschöpft, auch mal verzweifelt, liebevoll, mit Lust am Ausprobieren und an Fehlern, mit Humor und der Bereitschaft, über uns selbst zu lachen und voller Freude am Menschsein mit all seinen Unwägbarkeiten und Klippen… erst dann kann unser ganz persönliches Paradies entstehen, dann kann wirklich werden, was uns glücklich sein lässt.
Dann können Wunder geschehen und wir können endlich ankommen bei uns selbst.