Das Thema der nächsten Ausgabe des Magazins „Weiter Horizonte“, für das ich diesen Beitrag schreibe, heißt „Zuversicht“.
Mein erster Gedanke: wie schön!
Mein zweiter: „Ach du Schreck, was soll ich denn dazu sagen, was ich nicht schon 1000 Mal gesagt habe?“
Also habe ich gegoogelt und habe viele Sinnsprüche gefunden. Hängen geblieben bin ich bei diesem Satz des Schriftstellers M.B. Hermann. Ich hatte sofort ein Lächeln im Gesicht.
Ja, dachte ich, ja, das stimmt.
Hoffnung kann es noch geben, wenn keine Zuversicht da ist. Dennoch ist Zuversicht nicht „weniger“ als Hoffnung. Sie ist etwas anderes. Sie kommt danach.
In der Hoffnung liegt neben dem Glauben daran, dass alles gut wird, die Energie, abgeben zu dürfen, sich komplett hinzugeben und einfach mal nicht zuständig zu sein. Die Hoffnung umfasst und akzeptiert den Zustand der Ratlosigkeit, des Erschöpftseins, der Passivität, manchmal der Schockstarre.
Aus ihr kann Zuversicht erwachsen. Nach einer Erholungszeit, wenn wir wieder ins Leben gehen.
Zuversicht hat tatsächlich sehr viel mit Optimismus zu tun, mit Lebensfreude, mit Fröhlichkeit.
Für mich beinhaltet dieses Wort Lebendigkeit, Aufbruch, das Gefühl, Mitgestalter zu sein von dem, was kommt. Ich nehme mein Leben in die eigenen Hände, wissend – spürend – glaubend, dass ich getragen und unterstützt werde, von irdischen und – wer mag – himmlischen Kräften. Ich mache den Rücken gerade, trotz widriger Umstände, stehe wieder auf und gehe ans Werk.
Beide Worte beinhalten die Kraft des Vertrauens, sie sind abhängig davon. Vertrauen ist das Fundament, der Schlüssel. Ohne Vertrauen weder Hoffnung noch Zuversicht.
Unabhängig von einander haben mir in letzter Zeit Menschen Erlebnisse erzählt, bei denen die äußeren Umstände wirklich existenzielle bedrohlich waren und alle Fakten gegen ein Happy End sprachen. Und dennoch gab es in ihnen etwas, das sie ganz ruhig bleiben und sie wissen ließ:
doch, alles wird gut gehen!
Es gibt dieses innere Wissen, die Urkraft des Vertrauens, wir alle kennen es. Nicht zaghaft, wie die Hoffnung es manchmal ist und nicht aufbrechend, wie es die Zuversicht beinhaltet.
Neben dem Vertrauen und der Hoffnung brauchen wir auch diese Kraft der Zuversicht.
Ein Blick in die Flutwassergebiete zeigt neben all dem Schrecklichen etwas sehr beeindruckendes.
Die spontane, selbstlose und für viele selbstverständliche Hilfe und Unterstützung, die die Menschen mitten in ihrem von Wassermassen und Schlamm zerstörten Wohnorten, ihren zertrümmerten Häusern und vernichteten Existenzen gerade erleben, kann tatsächlich genau das geben: den Blick nach vorn, die vermittelte Gewissheit, dass es zu schaffen ist, das Gefühl, nicht alleine zu sein, das Aufatmen um Kraft zu sammeln. Menschen, die ähnliches erlebt haben, berichten davon, dass diese Gesten des Mitgefühls ihnen ermöglicht haben, zuversichtlich zu sein. Und eben anzupacken.
Sie erleben, in all dem persönlichen Grauen, in all der Verzweiflung, dass es anderes und mehr gibt, als den Besitz. Sie erfahren in ihrer Trauer, dass es eine Gemeinschaft gibt, die sie trägt. Und dass diese Erfahrung rückblickend wichtiger war, als die Sorge um den materiellen Verlust.
Daraus speist sich Zuversicht. Und lässt weiter machen, selbst wenn da streckenweise das Gefühl einer völligen Überforderung ist.
Für viele Menschen, in den Gebieten selbst und vor dem Bildschirm, kommt das vielleicht überraschend. Eine neue Entdeckung.
Ich wundere mich nicht, ich glaube an die Menschen.
Ich glaube daran, dass in uns mitfühlende, liebevolle Kräfte wohnen und letztlich die Oberhand gewinnen werden. Dass wir nicht nur Monster sind, wie uns diverse Medien zuverlässig zu vermitteln versuchen. Ich glaube daran, auch wenn beim einen oder anderen bestimmte Gefühle noch verschüttet, von emotionalem Schlamm erstickt sind.
Mich lässt es voller Vertrauen und voller Hoffnung, aber eben auch voller Zuversicht sein, dass am Ende alles gut wird!